August 5, 2023

Bekanntmachung!

Die Glocke des Ausrufers ist in Zeiten von Internet, Crossiety, Facebook, Instagram und Twitter ein längst vergessenes Instrument, mit dem der Gemeindediener die Bekanntmachungen und Neuigkeiten des Orts verkündete. Sie war ursprünglich ein Bestandteil der Turmuhr des Haldemer Schlosses und gehörte später zur Ausrüstung der Lemförder Gemeindediener. Von Heinrich Wrampelmeyer übernahm sie Eduard Storck, der am 1. April 1924 laut Gemeinderatsbeschluss unter dem damaligen Bürgermeister Sander zum Gemeindediener bestellt worden war und dieses Amt bis 1964 bekleidete. Sie begleitete ihn bis 1950 auf seinen Botengängen und Fahrten, die er mit dem Fahrrad in seiner Dienstuniform, bestehend aus einem blauen Rock mit blanken Knöpfen und einer Dienstmütze, auf Anordnung des Bürgermeisters zurücklegte.

Gemeindediener Eduard Storck

Wenn die bronzene Glocke im Ort erklang, wusste jeder, dass er vor die Tür gehen und hören musste, was es Wichtiges zu vernehmen gab. Mit dem Ausruf "Bekanntmachung" begann Eduard Storck seine Mitteilung zu verlesen. All die vielen kleinen und großen, wichtigen und manchmal weniger wichtigen Dinge, die den Ort und seine Bewohner angehen, wurden verkündet. Zu den Aufgaben des Gemeindedieners gehörte auch die Überbringung von amtlichen Schreiben oder sonstigen Verwaltungsschriftstücken.

Lemförder Ausruferglocke

Am Sonntagmorgen des 29. März 1964 ertönte die Ausruferglocke ein letztes Mal: "Bekanntmachung! Alle Grundstückseigentümer von unbebauten Grundstücken in der Gemarkung Lemförde werden zu einer Versammlung am Montag, den 1. April 1964, ins Hotel Hollmeyer gebeten. – Das Lindenholz an der Bahnhofstraße kann von der Bevölkerung kostenlos abgefahren werden. Der Bürgermeister."

Durch seine Funktion war Gemeindediener Eduard Storck eine allgemein bekannte Persönlichkeit, die während ihrer Dienstzeit zehn Bürgermeister "überlebt" hatte. Mit ihm starb der Beruf des Gemeindedieners aus. Seine Aufgaben übernahmen im Flecken Lemförde fortan Bekanntmachungskästen und Druckschriften.