Von der verstaubten Registratur zum Samtgemeindearchiv

Die Samtgemeinde "Altes Amt Lemförde", in der auf einer Fläche von ca. 110 km² etwa 8200 Einwohner leben, liegt im Südwesten Niedersachsens im Dreieck der Großstädte Bremen, Osnabrück und Oldenburg. Sie ist eine Samtgemeinde im Landkreis Diepholz in Niedersachsen. In ihr haben sich sieben Gemeinden zur Erledigung ihrer Verwaltungsgeschäfte zusammengeschlossen. Verwaltungssitz ist der Flecken Lemförde.

Als die Samtgemeinde "Altes Amt Lemförde" am 29. Januar 1971 ins Leben gerufen wurde, unterblieb die Schaffung einer zentralen Registratur. Die Altbestände verblieben – soweit vorhanden - bei den Bürgermeistern der Mitgliedsgemeinden. Auch ein Archiv der Samtgemeindeverwaltung wurde nicht eingerichtet.

1980 wurde Ludger von Husen als ehrenamtlicher Archivpfleger eingestellt mit dem Auftrag, die Altbestände der Mitgliedsgemeinden zusammenzuführen. Zu diesem Zweck wurde im Obergeschoss der Grund- und Hauptschule Lemförde in der ehemaligen Lehrerwohnung ein kleiner Archivraum mit Büro eingerichtet. Das Archiv selbst wurde dem Hauptamt unterstellt.

Die Aktenaufbewahrung der Mitgliedsgemeinden zum Zeitpunkt der Einrichtung des Archivs befand sich in einem desolaten Zustand. Die Gemeinden Hüde, Marl und Brockum hatten ihre Altregistratur vernichtet. Die Gemeinden Lembruch und Stemshorn hatten Restbestände an die Samtgemeindeverwaltung in Lemförde abgeliefert, wo sie im Kellerraum gestapelt lagen bzw. auf den Dachboden des Feuerwehrgerätehauses ausgelagert waren. Die Altregistratur des Lemförder Magistrats, die vor 1971 im Gefangenenhaus auf dem Amtshof aufbewahrt wurde und durch unzureichende Lagerung und Sicherung hohe Verluste aufwies, war zur vorübergehenden Verwahrung dem Kreisarchiv Diepholz übergeben worden. Die Registratur der Gemeinde Quernheim befand sich im Wohnhaus eines ehemaligen Bürgermeisters und war nicht zugänglich.

In den Folgejahren gelang es, die Registraturen im kommunalen Archiv der Samtgemeinde zusammenzuführen. Vorrangige Aufgabe war die Säuberung und Entmetallisierung, die Sichtung, Verzeichnung und Verpackung der Archivalien.  Voraussetzung war die Schaffung von Lagerraum durch den Umzug des Archivs ins ehemalige NIKE-Gebäude an der Bahnhofstraße. Zwar war nun mehr Platz vorhanden, jedoch waren die Lagerungsbedingungen unzureichend. Raumklimaregulierung, Entlüftung, Licht- und Brandschutz waren nicht gewährleistet.

Mit der Erweiterung des Amtshofs als Sitz der Samtgemeindeverwaltung durch den Anbau eines nördlichen Flügels konnte das Samtgemeindearchiv 2017 nach 37 Jahren Dezentralisierung ins Verwaltungsgebäude umsiedeln, wo es heute einen Magazinraum mit Rollregalsystem und ein großzügig ausgelegtes Büro belegt.

Das Archivgut besteht heute aus Akten der Verwaltung vom 16. Jh. bis zur kommunalen Neugliederung 1971. Ergänzt wird dieser Bestand durch ein Bildarchiv, private Nachlässe und Sammlungen von Zeugnissen der kommunalen Geschichte. Digitale Findbücher erschließen die Bestände.

Als Teil der Gemeindeverwaltung übernimmt das Archiv auch die archivwürdigen Akten und andere Unterlagen, die im Zuge kommunalen Verwaltungshandelns seit 1971 entstanden sind, als Archivgut, um es auf Dauer aufzubewahren, seine Erhaltung sicherzustellen, es zu erschließen und nutzbar zu machen.

Neben der Bereitstellung von Archivgut für die Gemeindeverwaltung bilden die Unterstützung der Kommunen, Vereine und Institutionen bei der Erstellung von Chroniken und Festschriften und die Sensibilisierung der Bevölkerung für regionalhistorische Themen durch Ausstellungen und Fachvorträge einen weiteren Teil des archivischen Aufgabenkatalogs.

Das Samtgemeindearchiv ist donnerstags von 10.00-12.00 Uhr und nach vorheriger telefonischer Vereinbarung öffentlich zugänglich.