Februar 11, 2023

Jugendtrainer beim TuS Lemförde

Ich hatte mich gerade in Lemförde eingelebt, als ein Kollege, der die Jugendabteilung der Fußballsparte des TuS Lemförde leitete und wusste, dass ich einmal in meinem Heimatverein TuS BW Lohne aktiv gewesen war, mit der Bitte an mich heran, die kleine Schar der Jugendtrainer im Verein zu verstärken. Es war gerade eine Fußballmannschaft der Allerkleinsten gegründet worden. Sollte ich einem netten Kollegen diese Bitte abschlagen? Hatte ich Lust auf den kleinen Nebenjob mit einem Training in der Woche und einem Spiel an manchen Wochenenden ohne jegliche Vergütung? Sollte so meine Freizeitgestaltung aussehen? War ich überhaupt zur Übernahme dieser Aufgabe befähigt? Von Letzterem war ich überzeugt. Ich schlug ein und machte mir Gedanken darüber, wie ich den jungen Fußballern Taktik, Technik und Spielverständnis vermitteln sollte.

Jugendfußballmannschaft des TuS Lemförde mit Trainer Ludger von Husen (ca. 1984)

Im ersten Training ging zunächst noch alles gut. Gespannt lauschten die Akteure meinen Anweisungen und versuchten, sie so gut umzusetzen, wie sie es vermochten. Sobald es aber ans Spielen ging, kannten alle Jungen nur noch eine Richtung: hinter dem Ball her. Es bildete sich immer eine große Traube. Bald schon zweifelte ich an meinen Fähigkeiten.

Das erste Punktspiel stand an. Stolz nahmen die Kleinen in ihren Vereinstrikots Aufstellung zum Gruppenbild. Eine letzte Mannschaftsbesprechung und jedem Jungen noch mal seine Aufgabe im Mannschaftsgefüge verdeutlicht, dann der Anpfiff. Alle rannten ohne jegliche Ordnung auf den Ball zu – wie im Training. Das Geschehen wogte hin und her. Angefeuert von den Zurufen der enthusiastisch mitfiebernden Eltern am Spielfeldrand, gaben die jungen Spieler alles. Ob das Spiel gewonnen wurde, weiß ich nicht mehr. Ich war beim Abpfiff völlig geschafft.

Kaum vorstellbar, dass sich das beim nächsten Spiel noch steigern sollte. Diesmal war ich der Hauptakteur. Der Schiedsrichter war nicht angereist und so musste ich neben dem Trainerjob auch noch die Leitung des Spiels übernehmen. Dieses gestaltete sich äußerst spannend. Der Sieg stand auf des Messers Schneide. Der Gegner führte nur mit einem Tor Vorsprung. Ihr Trainer tobte: "Abpfiff, Abpfiff!" Ich sah auf die Uhr. Bei aller Hektik hatte ich die Spielzeit bereits mehr als zehn Minuten überzogen. Diesmal war ich nicht geschafft. Nein, ich war völlig fertig!

Das Auswärtsspiel in Barnstorf stand an. Wir wollten unbedingt gewinnen. Zu meiner Erleichterung war der Schiedsrichter erschienen. Zur Halbzeit lagen wir in Führung. Dann der Wiederanpfiff. Ich zählte meine Spieler. Nanu, nur drei auf dem Spielfeld, weitere nicht zu sehen. Ich begann mit der Suche und fand sie. Neben dem Spielfeld war Jahrmarkt, und da saßen sie johlend auf den Pferderücken. Die Fahrt auf dem Karussell war ihnen halt wichtiger als das Fußballspiel. Ich musste mir eingestehen, meine Beurteilung als Jugendtrainer ließ nur einen Schluss zu: unfähig!

Ich zog die Reißleine. Nach nur einer Saison war meine Laufbahn als Jugendtrainer beendet.